Johannes leitet das Restaurant und die Pension Sonnegg in Heiligenschwendi. In seinem Beitrag beschreibt er den langen Weg, hin zu seiner Berufung.
Was ist echt? Bin ich geliebt von Gott? Wie wichtig sind Systeme, wie wichtig das Herz? Das sind Fragen, die mich bis heute beschäftigen. Es fing bei mir schon in der Teenagerzeit an. Gott als den Schöpfer der Welt habe ich früh kennengelernt. Meine Kindheit war ein grosser Abenteuerspielplatz – ein Bauernhof im Solothurner Jura, wo ich aufgewachsen bin. Meine Eltern lehrten mir und meinem Bruder die Achtung vor der Schöpfung. Und ich hörte schon immer: Gott, der Schöpfer aller Dinge, hat mich lieb! Wir besuchten eine Freikirche in Baselland. Ich liebte die Geschichten von Jesus. Als Kind entschied ich mich, Jesus nachzufolgen. Ich engagierte mich jahrelang leidenschaftlich in der Kinder- und Jugendarbeit.
Doch etwas war für mich nicht stimmig. Die Texte, die ich in der Bibel über Jesus las und im Gottesdienst hörte, blieben im Alltag oft Theorie. Wie kann Glaube praktisch erlebt werden? Ich wusste und glaubte, dass Gott mehr parat hat, aber ich erlebte es nicht wirklich. Ich begann, mich etwas herumzuschauen. In der Stiftung Schleife Winterthur entdeckte ich einen neuen Zugang zum Heiligen Geist und damit eine neue Tiefe in meinem Glaubensleben. Ich wollte Ihm nahe sein, Ihn besser verstehen lernen und hoffte, eine Antwort auf meine intimste Frage zu bekommen: Liebt Gott mich wirklich?
Mit 20 Jahren habe ich mich entschlossen, eine Bibelschule zu besuchen. Dort würde ich die Antwort ja wohl finden, oder? Ich begann mit Begeisterung, musste aber bald feststellen: Glaube ist hier theoretisch und kompliziert. «Glauben wie die Kinder» war hier weniger Thema, dafür eher Lernen, Studium, Theorie, System. Die gesuchten Antworten wurden seltener, dafür kamen laufend neue Fragen. Dieses Missverhältnis ging bei mir sehr tief. Ich kam in eine existentielle Sinnkrise, meine Gedanken- und Gefühlswelt bewegte sich sogar in Richtung Suizid. Ich war verzweifelt! Ich bat Gott, der immer weiter entfernt schien, er möge doch auf meine Frage antworten!
Ich weiss es noch ziemlich genau: Der kleine Raum, ich dort alleine, am absoluten Tiefpunkt. Ich war tief am Boden, auf den Knien, ich weinte. Gott, bitte! Zeige Dich! Zeige mir deine Liebe! Denn andernfalls bleibt mir nur der Suizid, der Plan dafür war gemacht! Ich schlief ein, total erschöpft. Nach dem Erwachen – ich weiss nicht, wie lange ich geschlafen hatte - war ich ein neuer Johannes! Eine echte Liebe erfüllte mich, mir war ganz warm ums Herz. Geborgen wie noch nie, wusste ich bis ins Innerste: Gott liebt mich bedingungslos. Jesus Christus hat mich mit Ihm versöhnt.
Er war wieder da: Dieser kindliche und einfache Glaube! Nach diesem Erlebnis war für mich klar, ich möchte mich vollzeitlich Gott zur Verfügung stellen. Die logische Konsequenz war die Ausbildung zum Pastor in Angriff zu nehmen. Mit viel Freude ging ich zum Bewerbungsgespräch – da kam ein «leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass…». Ich sei zu jung! Ich solle mich noch etwas in der Kirche «bewähren». Das tat ich also, Vollgas, mit Leidenschaft. Irgendwie schien sich Leidenschaft und Alltags-Glaube aber nicht so sehr mit Kirchentheorie und Lehrsätzen zu vertragen. Meine Art von Glauben eckte jedenfalls an. Aber ich gab nicht so schnell auf.
1999 habe ich eine Frau kennengelernt, die nicht mit Jesus in ihrem Leben unterwegs war. Sie schaute mir aber zu, wie ich meinen Glauben lebte. Und entschied sich nach paar Monaten, auch ihr Leben mit Jesus zu leben. Erraten… sie wurde später meine Ehefrau. Wir lernten in dieser Zeit weitere Christen kennen, die ähnlich wie wir dachten: Es braucht zuerst Herzensverbundenheit! Und nicht zuerst nur Lehrsätze, Struktur, System. Diese Leute waren in einem Netzwerk organisiert. Sie wollten, dass Glaube praktisch wird, im normalen Alltag, regional in kleinen Hausgemeinschaften. Wir spürten: Hier gehören wir hin. Wir erlebten Befreiung von einengenden Lehrmeinungen und Verhaltensregeln, die man oft in christlichen Gemeinden findet. Durch das Leben von Jesus Christus hat uns der Heilige Geist das eigentliche Wesen Gottes ganz neu nahe gebracht.
Im 2008 befassten wir uns mehrere Wochen mit dem Thema «Was ist unsere Berufung? Wozu leben wir?» Ich erhielt ein inneres Bild: Ich in Berufskleidung – in weisser Kochjacke mit goldener Bordüre und dem Schriftzug «Dein Freund» auf der Brusttasche. Dazu eine schwarze Bundfaltenhose. Als gelernter Koch war das für mich eine komische Kombination. Bundfaltenhose? Na ja… wir tauschten in der Gruppe aus, beteten füreinander, schrieben alles auf und baten den Heiligen Geist um Offenbarung. Nach wenigen Wochen wurde uns klar, dass ich die dreijährige Weiterbildung zum Dipl. Hotelier HF absolvieren soll. Ich kündigte meinen gut bezahlten Job als Kundenberater. Wir zogen als junge Familie (unsere Tochter soeben geboren, unser Sohn 3 Jahre alt) vom Baselbiet nach Thun. Gott hatte vorgesorgt: So fanden wir im gleichen Quartier, wo schon Leute aus unserem Netzwerk wohnten, eine passende Wohnung.
Diese drei Jahre waren sehr intensiv. Meine Frau richtete zuhause ein Nähatelier ein. Sie konnte so für die Kinder da sein und einen kleinen Zustupf verdienen. Ich ging tagsüber zur Schule, am Abend und Wochenende arbeitete ich, um unseren Lebensunterhalt zu verdienen (die Stipendien waren nicht ausreichend). Wir erlebten Gott als Versorger, wie wir es uns nie hätten vorstellen können. Diese Erfahrung sollte uns Jahre später während Corona zugutekommen.
2013, endlich hielt ich mein Diplom in den Händen! Dann also adieu Thun, wir gehen zurück ins Baselbiet. Aber auch hier kam es anders. Jesus bat mich zu bleiben. Er sagte mir, er möchte uns in dieser Region gebrauchen. Ich arbeitete u.a. im KKThun als Manager Food&Beverage. Ich liebte diesen Job. Meine Leidenschaft wurde aber zu hoch, der Job schaffte bald viel Leiden, ich landete in einem Burnout. Wie konnte es nur soweit kommen! Ich hocke nur einfach da, unfähig zu arbeiten. Ich fühlte mich nur noch nutzlos.
Um den Heilungsprozess zu unterstützen, zogen wir aufs Land nach Heiligenschwendi. Die Weite und Ruhe, das Nachdenken tat gut. Jesus arbeitete intensiv an meinem Herzen. Ich lernte einmal mehr, dass es nicht auf das TUN, sondern auf das SEIN ankommt. Ich war immer noch geliebt! Ich war innert weniger Monate wiederhergestellt und konnte wieder arbeiten. Ich wollte nun aber in einem Unternehmen arbeiten, welches christliche Werte als Grundlage hat. Gott öffnete eine Türe (eine aus Chromstahl) – ich konnte bei Hugentobler Schweizerkochsysteme AG als Produktmanager beginnen. Diese Stelle hat meine Affinität zu Technik ideal mit meinem erlernten Beruf kombiniert.
Meine Arbeit war vielseitig und interessant. Und doch fehlte irgendwas. Der tiefe Sinn hinter der Arbeit. Diese weisse Kochjacke, die schwarzen Hosen – das kam uns öfter in Erinnerung. Ich habe das immer wieder mit Jesus besprochen. Ich wünschte mir eine berufliche Veränderung. Sie kam dann auch während der Corona-Krise. Auch meine Frau ging den prophetischen Worten nach, die sie erhalten hat. Sie wagte den Wiedereinstieg in die Berufswelt in der Administration und Rezeption des Läbeshuus’ Heiligenschwendi, einer kleinen Pension. Die Leiter dort lernten uns beide kennen. Sie fragten uns nach einiger Zeit an, ob wir als Ehepaar die operative Leitung des Gästehauses übernehmen wollten. Wir suchten das alte Notizbuch, wo wir die empfangenen Eindrücke niedergeschrieben hatten, waren tief bewegt und konnten nur staunen! Zehn Jahre hat es gedauert, was nun Wirklichkeit werden sollte.
Im Mai 2019 wurden wir als Leiter des Läbeshuus’ angestellt. Jetzt konnten wir die von Gott aufs Herz gegebene Vision umsetzen! 2022 haben wir JOSUA Services gegründet. Über diese Firma betreiben wir jetzt die «Sonnegg – Pension, Restaurant, Seminare» (ehemals das «Läbeshuus»). Wir möchten Gastgeber sein, Genuss-Gastronomie anbieten und einfach viel Raum für Erholung und fürs Auftanken. Letztlich möchten wir Menschen auf dem Weg begleiten, ihre Berufung zu finden. Wie wir selber, sollen auch unsere Gäste ein berufenes Leben finden, das im Verständnis des Neuen Bundes durch Jesus Christus in die Welt hinaus strahlt.
Was wir als Ehepaar und Familie in den letzten fünf Jahren erlebt haben und jeden Tag neu erleben dürfen, hätten wir uns in den kühnsten Träumen nicht vorstellen können. Gott ist unser liebender Vater, unser Versorger in allen Bereichen. Durch Jesus Christus steht uns alles zur Verfügung, was wir benötigen, um unsere Berufung zu leben, das ist Fakt! Dies im Alltag erleben zu können, benötigt Glauben und Vertrauen. Jesus als Alpha und Omega, als der Beginner und Vollender des Glaubens.
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