BERNHARD SCHÄDELI - Was Gott bestellt, das bezahlt er auch
- Marlon Heins
- 12. Mai
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 14. Mai
Als eidgenössisch diplomierter Wirtschaftsinformatiker mit 35 Jahren Berufserfahrung könnte Bernhard viel Geld verdienen. Aber seit Jahren arbeitet er ganz bewusst nur 40% in der IT, um mehr Zeit für Menschen und den Bau vom Reich Gottes zu haben. In diesem kurzweiligen Interview erzählt Bernhard darüber, wie er seine wahre Berufung gefunden hat.

Lieber Bernhard. Beschreibe kurz deinen beruflichen Werdegang.
Als junger Mann wollte ich Analytiker/Programmierer werden. Das konnte man zu meiner Zeit nur bei Grossunternehmen lernen. Ich habe meine Ausbildung bei der Generaldirektion PTT gemacht. Damals gab es noch kein Studium. Die PTT ist später aufgeteilt worden in die Post und die Swisscom. Ich bin bei der Swisscom geblieben und habe später berufsbegleitend den Fachausweis und 2 Jahre später das eidgenössische Diplom zum Wirtschaftsinformatiker gemacht.
Wie ist deine Karriere verlaufen?
Ich habe es bei der Swisscom bis zum Teamleiter geschafft und war verantwortlich für eine spezielle Software mit Namen Scala. Eigentlich fühlte ich mich in meiner Position sehr wohl. Doch dann kam es zur Reorganisation der Swisscom und zur Auflösung vom Standort Thun. Mir wurde mehr Lohn angeboten, um mir den neuen Standort schmackhaft zu machen. Mir war Lebensqualität aber immer schon wichtiger als mein Gehalt und ich wollte keinen längeren Arbeitsweg haben. Hinzu kam, dass mir durch die Beschäftigung mit meinem Arbeitgeber plötzlich auffiel, wie viel Gewinn die Swisscom jedes Jahr machte. Dennoch wurden immer wieder tausende Mitarbeiter entlassen. Dadurch wurde mir klar, dass ich nicht mehr für die Swisscom arbeiten wollte und ich kündigte.
Wie ging es danach weiter?
Ich ging davon aus, sehr zügig einen neuen Job in der Informatik zu finden. Aber das Gegenteil passierte. Ich fand keine neue Stelle, war plötzlich arbeitslos und als Hausmann für Dinge verantwortlich, die ich ganz neu lernen musste. Für meine persönliche Entwicklung war diese ungeplante Phase aber eine der besten Zeiten meines Lebens. Denn ich entdeckte meine Leidenschaft für Evangelisation. Fast zeitgleich fiel auch unser damaliger Pastor mit Burnout aus und ich konnte viele Dienste in unserer Kirche übernehmen. Ich war Gemeindeleiter und machte eine Ausbildung zum Evangelisten bei EE (Evangelism Equipment).
Deine Arbeitslosigkeit hat nicht nur dein persönliches Leben, sondern auch dein Arbeitsleben komplett verändert. Erzähle uns davon.
Irgendwann fand ich eine Arbeitsstelle beim Bundesamt für Informatik und Telekommunikation in Bern (BIT). Dort arbeite ich nach 21 Jahren immer noch. Nach alter Gewohnheit wollte ich damals eigentlich Vollzeit in den neuen Job einsteigen. Aber während des Einstellungsprozess wurde mir klar, dass ich ab sofort mehr wollte, als Geld verdienen. Ich reduzierte auf 60% und später auf 40%, um mehr Zeit für Gottes Reich zu haben.
Was hast du mit deiner neugewonnenen Zeit gemacht?
Ich fing an, christliche Radiosendungen zu machen und engagierte mich bei der KEB (Kinder Evangelisationsbewegung). Dann wurde ich Präsident der Zytbörse Thun und liess mich von EE zu 40% als Evangelist anstellen. Dort habe ich über Jahre die Einsätze von „Mission2go“ mitverantwortet. Bei diesen Einsätzen durfte ich erleben, wie Menschen körperlich spontan geheilt wurden und zu Jesus fanden.
Später startete unser damaliger Pastor Marlon Heins die „Healing Rooms“ in unserer Kirche. Gemeinsam mit Marlon führten wir wöchentliche „Healing on the streets“ Einsätze durch und gründeten zusammen den Hilfsverein „Paraklet“. In diesem Verein kann ich nun eigenverantwortlich meine Herzensleidenschaft ausüben. Ich liebe Menschen und helfe durch „Paraklet“, dass hilfs- und schutzbedürftige Personen zurück ins Leben finden.
Wenn ich das so direkt fragen darf: Auf wie viel Geld verzichtest du jedes Jahr? Ich gehe davon aus, dass du als Vollzeit Wirtschaftsinformatiker mehr Geld verdienen würdest als jetzt.
Wenn ich meine Altersvorsorge mit hinein rechne und in die Privatwirtschaft wechseln würde, könnte ich Brutto sicher 150 000 CHF mehr verdienen als heute. Aber ich bin glücklich so, wie es ist und erlebe Gott als Versorger.
Die 40% deiner Anstellung beim BIT reichen zusammen mit dem Einkommen deiner Frau gut für eure Grundbedürfnisse. Deine Arbeit im Verein Paraklet finanziert sich aber rein durch Spenden. Kommt dort genug herein?
Seit diesem Jahr leider nicht mehr. Eine unserer Hauptspenderinnen hat aktuell mit ihrer Firma eine wirtschaftlich herausfordernde Situation. Sie hat ihre Unterstützung reduzieren müssen. Nun fehlen uns ungefähr 6000 CHF pro Jahr. Aber ich habe schon vor Jahrzenten mit Gott vereinbart, dass ich meine Zeit und Gaben zur Verfügung stelle und ER für die Finanzen schauen muss. Ich bin überzeugt und habe immer wieder erlebt: Was Gott bestellt, das bezahlt er auch!
Könnte man deine Arbeit mit dem Verein Paraklet unterstützen?
Ja. Der Verein ist steuerbefreit. Wir sind gemeinnützig unterwegs. Bei Interesse kann man unsere Internetseite besuchen. Dort findet man auch sämtliche Möglichkeiten, uns finanziell zu unterstützen.
Herzlichen Dank für das Gespräch!