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THOMAS HOFER - Raus aus der Spielsucht und zurück ins Leben

Thomas Hofer ist erfolgreicher Geschäftsführer der MT Schreinerei in Gümligen. Gleichzeitig hat er einen jahrelangen Kampf mit Spielsucht. Im Interview erzählt Thomas, wie er in die Abhängigkeit hineingeriet, welche Konsequenzen ihn hart trafen und wie er durch Kapitulation und Glauben einen neuen Lebensweg fand. Seine Geschichte ist ehrlich, bewegend und voller Hoffnung – und sie zeigt, dass es immer einen Weg zurück ins Leben gibt.


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Lieber Thomas. Bitte stelle dich am Anfang ganz kurz vor.

Ich bin Thomas Hofer, verheiratet und Vater von fünf Kindern. Vor über 30 Jahren habe ich die M&T Schreinerei GmbH gegründet und Schritt für Schritt aufgebaut. Heute arbeiten dort rund zehn bis zwölf Mitarbeiter, und wir sind stolz darauf, uns mit Qualität und Verlässlichkeit einen festen Platz am Markt erarbeitet zu haben. Neben der Arbeit ist mir meine Familie immer ein wichtiger Rückhalt gewesen – sie gibt mir die Kraft, auch durch schwierige Zeiten zu gehen.

 

Du bist als Geschäftsmann immer sehr erfolgreich gewesen. Privat musstest du allerdings über viele Jahre erleben, wie es ist, spielsüchtig zu sein. Wie kam es, dass du in diese Sucht hineingerutscht bist?

Ich habe schon immer eine gewisse Leidenschaft fürs Risiko gehabt – man könnte sagen, ich bin von Natur aus ein Gambler. Die Atmosphäre in Casinos, das Spiel mit dem Einsatz von Geld, hat mich von Anfang an fasziniert. Anfangs war es nur ein Nervenkitzel, ein Hobby, doch mit der Zeit wurde daraus eine Gewohnheit, die mich immer tiefer hineingezogen hat. Es war diese Mischung aus Spannung, Hoffnung auf Gewinn und der Illusion von Kontrolle, die mich schließlich in die Sucht geführt hat.

 

Hast du probiert, deine Spielsucht geheim zu halten? Wie hast du es über Jahre geschafft, dein Business zu führen und gleichzeitig viel Geld für deine Sucht auszugeben?

Am Anfang habe ich tatsächlich versucht, meine Spielsucht zu verbergen. Ich wollte nicht, dass meine Familie oder meine Mitarbeiter etwas merken. Das Geld beschaffte ich, indem ich Debitorenrechnungen stellte und Einzahlungsscheine von meinem Privatkonto beilegte – eine Methode, die einfach und effektiv schien, aber natürlich nicht ehrlich war. So konnte ich die Sucht eine Zeit lang finanzieren, während ich nach außen hin weiter mein Geschäft führte. Doch innerlich war es ein ständiger Kampf zwischen dem erfolgreichen Unternehmer und dem Mann, der heimlich seine Abhängigkeit nährte.

 

Wie bist du schlussendlich aus dieser Abhängigkeit herausgekommen? Was hat dir die Kraft gegeben, bis heute nicht mehr zu spielen?

Anfang 2005 habe ich mich öffentlich als spielsüchtig geoutet – mit allen Konsequenzen. Das bedeutete, dass meine erste Ehe zerbrach und ich mit Spielschulden von rund 500.000 Franken dastand. Doch genau diese absolute Kapitulation, dieses Eingeständnis ohne Versteckspiel, war für mich eine große Befreiung. Ich konnte endlich ehrlich sein – vor mir selbst und vor anderen. Der entscheidende Wendepunkt war die Erkenntnis, dass Gott mich liebt und dass ich sein Kind bin. Diese neue Perspektive hat mir die Kraft gegeben, einen klaren Schnitt zu machen und bis heute nicht mehr zu spielen.

 

Wenn du auf diese Zeit deiner Spielsucht und auf den langen Kampf hinaus zurückblickst: Welche Dinge hast du gelernt und was für Ratschläge würdest du anderen mitgeben, die in einer ähnlichen Situation stecken, wie du damals?

Bis heute bin ich schweizweit in allen Casinos gesperrt – eine Maßnahme, die ich akzeptiere, egal ob sie noch nötig wäre oder nicht. Sie erinnert mich daran, wo ich einmal stand und wie weit ich gekommen bin. Mein Rat an Menschen in einer ähnlichen Situation ist klar: Wortwörtlich „Hosen runter“ – also ohne Versteckspiel die Wahrheit auf den Tisch legen. Kapitulieren, ehrlich sein und einen reinen Tisch machen. Und vor allem: eine Beziehung zu Gott aufbauen. Denn diese Beziehung gibt Halt, Orientierung und die Kraft, wirklich frei zu werden.

 

Herzlichen Dank für das Gespräch!

 
 
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