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Bruno Staub - Berufung als "Schmied Gottes"

Die Eisenformer GmbH wurde im Sommer 2015 gegründet. Bruno ist Inhaber, Geschäftsführer und Arbeiter in Personalunion. In dem Artikel beschreibt Bruno seinen langen Weg hinein in seine ungewöhnliche Berufung als Schmied im Reich Gottes.


„Jesus, komm’ in mein Herz und sei mein Chef. Ich probiere das Leben mit dir aus. Und wenn es nicht funktioniert, kann ich es ja wieder bleiben lassen.“ Das habe ich mit 16 Jahren eines Abends zuhause in meinem Bett gebetet. In diesem Moment ist nichts passiert. Das hatte ich auch nicht erwartet. Aber am nächsten Morgen beim Frühstück sprach der Heilige Geist so unmissverständlich zu mir, dass es mir richtig in die Knochen fuhr. Das funktioniert tatsächlich, dieses Leben mit Jesus! Es ist zu viel, alle Details hier wieder zu geben, aber so hat es angefangen, dieses Unterwegs sein mit Gott.

Irgendwie war mir schon immer klar: Handwerk liegt mir. Ich habe Sanitärinstallateur gelernt. Das gefiel mir gut, aber schon gegen Ende der Lehrzeit wusste ich, dass ich nicht ewig „Röhrli einschrauben“ wollte. Nach der Lehre arbeitete ich im Sanitärservice und merkte, dass das Arbeiten mit Menschen auch sehr spannend ist. Der direkte Kontakt mit Kunden gefiel mir und es machte mir Freude, ihnen bei ihren Problemen zu helfen.

Mit Gott ernsthaft unterwegs zu sein, hiess für mich jedoch auch, mich voll und ganz in den Bau seines Reiches zu investieren. Gott sagte mir, dass ich es wagen soll, meine Brücken der Sicherheit hinter mir abzubrechen und seinem Weg für mich zu folgen. Ich wusste nicht, ob Mission „das Ding“ für mich ist. Um es herauszufinden, musste ich es halt mal machen. Deshalb habe ich ein paar Kurzeinsätze mit „OM“ (Operation Mobilisation) gemacht. Danach mehrjährige Einsätze auf der MS Doulos und in der Schweiz mit OM.


In dieser Zeit ist extrem viel passiert: Ich habe Englisch gelernt, im Maschinenraum eines Missionsschiffes gearbeitet, meine Frau kennengelernt und geheiratet. Wir haben eine Bibelschule absolviert, unsere erste Tochter wurde geboren, ich wurde Abteilungsleiter der Schiffsschlosserei und danach versuchte ich mich als „Volunteer-Coordinator“. Unsere zweite Tochter wurde in Bangkok geboren. Ich arbeitete bei diversen Evangelisations- und Hilfseinsätzen mit und war Teamleiter bei OM in Zürich. Dort wurde unsere dritte Tochter geboren. Ich habe versucht „meinen Platz“ für mich in der Mission zu finden.

Als Langzeitmitarbeiter in der Mission, konnte ich im Handwerk keine Perspektive sehen. In den Jahren, in denen ich „nur“ mit Menschen und im Büro gearbeitet habe, ging mir jedoch die Freude verloren. Ich stieg darum aus der Missionsgesellschaft aus. Ein Zurück in die Sicherheit des alten Berufes gab es nicht, da wollte mich nach 10 Jahren Berufspause keiner mehr. Und ich sehnte mich nach einer Mischung aus „Handwerk“ und „mit Menschen arbeiten“. Allerdings fühle ich mich auch als Versager, und in meiner christlichen Umgebung sahen das einige wohl auch so.

Ich fand eine Anstellung in einem Arbeitsintegrationsprojekt als Teamleiter und machte die Ausbildung zum Arbeitsagogen. Die folgenden Jahre arbeitete ich in verschiedenen sozialen Institutionen.  Die Aspekte „Handwerk“ und „mit Menschen arbeiten“ passten einigermassen. Leider gab es aber auch viel Administration und starke Einschränkungen, von meinen Glauben erzählen zu dürfen. Gleichzeitig investierte ich mich stark in meiner Gemeinde. Doch all meinen Bemühungen zum Trotz bewegte sich praktisch nichts, an dem ich Wachstum am Reich Gottes hätte erkennen können. Ich wurde zunehmend frustrierter und müder.

In der Sozialbranche gehören regelmässige Weiterbildungen dazu. Nach dem Agogen-Diplom absolvierte ich unter anderem die „Ausbildung zum Kursleiter“. Ich hatte den Eindruck, dass es wieder mal an der Zeit wäre, etwas anderes zu machen. Doch alle Weiterbildungen, die für den Job nötig waren, waren bereits abgedeckt oder interessierten mich nicht besonders. Da flatterte mir ein Flyer vom Freilichtmuseeum Ballenberg mit dem „Grundkurs Schmieden“ in den Briefkasten.

Ein Arbeitskollege von der Doulos hatte mal davon geschwärmt, wie sein Freund das beste Messer überhaupt aus einem Kugellager gemacht hätte. Ich konnte mir nicht vorstellen wie das geht. Schlossern und schweissen konnte ich ja, aber wie funktioniert das mit dem Schmieden? Der Gedanke liess mich nicht mehr los, und ich meldete mich an.

Der Kurs fand in der "alten Schmiede Bümpliz" statt. Ich kam in diese Schmiede hinein und hatte den Eindruck, dass ich ein Stück Himmel erlebe. Das Handwerk, das Feuer, die Schmiede - das war unglaublich. Ich wurde vom ‚Schmiedevirus‘ infiziert und fing an, hobbymässig zu schmieden.

Ungefähr in dieser Zeit lernten meine Frau und ich „hörendes Gebet“ und den „prophetischen Dienst“ näher kennen. Der Ballenberg schrieb einen 3-jährigen „Bildungsgang Schmieden“ aus. Als ich das sah, schrie mein Herz: „Das will ich unbedingt machen!“, und mein Verstand monierte: „Das macht überhaupt keinen Sinn!“ Die Kinder waren noch klein, wir hatten kaum was auf der Seite und Ausbildungen sind nicht gratis. Zudem machte die Ausbildung für meine Karriereplanung keinen Sinn. Doch das Verlangen, richtig Schmieden zu lernen, war so stark, dass ich den Eindruck hatte: „Ich werde krank, wenn ich das nicht mache.“ Es riss mich förmlich danach, diesen Bildungsgang zu machen.

Gott organisierte mir gratis Unterkunft während der Modulwochen. Dies und mehrere prophetische Eindrücke sowie das Einverständnis meiner Frau bestätigten mir, dass ich diesem Schrei des Herzens folgen darf. Ich habe mich gewundert: „Kann es sein, dass Gott diesen Wunsch zu schmieden in meinem Herzen angelegt hat?“ Von so etwas habe ich noch nie gehört, schon eigenartig. Der Bildungsgang war super. Er war das Beste, was ich je gemacht habe, es war einfach genial, Freude pur - fast immer. ;-)

Im Job lief einiges nicht gut. Die eine Institution verstrickte sich in Gerichtsprozesse und bevor sie „hops“ ging, suchte ich mir eine neue Stelle. Am neuen Ort kam ich mit der psychischen Belastung nicht klar. Ich fand heraus, dass Arbeiten im Strafvollzug nichts für mich ist und musste aus gesundheitlichen Gründen künden. Damit war meine Karriere in der Sozialbranche zu Ende. Wieder mal ein Knick. Ich fand eine Stelle als Vorarbeiter im Metallbau und Bau-Allrounder. Der Job war ok, aber nicht optimal. In der Gemeinde lief auch einiges schief für mich. Spätfolgen aus der Arbeit im Strafvollzug machten sich bemerkbar, schliesslich brannte ich aus; Erschöpfungsdepression, Burnout. Alles ausser Familie und Job gab ich auf.

An diesem Punkt in meinem Leben, an dem ich nur noch schwarz sah und mich an nichts mehr festhalten konnte, hielt ER mich fest. Eine ärztliche Behandlung, Medikamente, meine Familie und meine Freunde halfen mir dabei, wieder auf die Beine zu kommen. In all dem konnte ich auch Gottes Wirken erleben. Die Anstellungsbedingungen im Job wurden allerdings bedeutend schlechter für mich. Zeitgleich wuchs das Hobby Schmieden zu einem Nebenerwerb an. Ein Arbeitskollege sagte mir einmal, dass ich mit meinem Schmieden an Mittelaltermärkte gehen sollte - ich wusste nicht einmal, dass es sowas gibt. Geschichte fand ich schon in der Schule interessant, und als ich so einen Mittelaltermarkt besuchte, war es um mich geschehen. Urtümliches Handwerk, Geschichte, Menschen voller Interesse an diesen Dingen und Spirituelles an jeder zweiten Ecke - wow. Doch passe ich da wirklich hinein? Man muss es halt mal ausprobieren. Aber ist es auch richtig, so was zu machen?

Ich war auf einigen Märkten als Besucher und habe Gott gefragt, ob das ok wäre, in diesem Umfeld mitzumachen. Was braucht es alles dazu? An einem Abend, auf einem verregneten Markt, hielt sich das ganze Volk in der Taverne auf - dem einzigen trockenen Fleck auf dem Gelände. Die Band war dran mit ihrem Auftritt auf der Bühne draussen. Doch weil da kein Dach war, stellten sie sich kurzerhand in die Ecke der Taverne, wo ja auch das Publikum war. Weil es vollgestopft war und es kaum Platz gab, um sich normal zu bewegen, tanzten die Leute auf den Tischen und Bänken. Es war eine fröhliche Bombenstimmung. Und ich hörte in all dem Getöse wie Gott zu mir sagt: „Schau, ich liebe alle diese Menschen.“ Da war für mich klar: Ich habe als Christ eine Berechtigung in dieser Szene zu sein. Wenn Gott diese Menschen liebt, dann darf ich das auch. 

Es wird immer wieder gefragt: Ist da nicht viel Okkultes und ähnlich Dunkles an diesen Märkten? Gegenfrage: Wo nicht? Ist Gott in uns nicht stärker als alles andere in der Welt? Wenn wir den Menschen nicht dort begegnen, wo sie sind, wo dann?

2015 kündigte ich meinen Job und gründete die Eisenformer GmbH. Die Mittelaltermärkte machen einen grossen Anteil meines Umsatzes aus. Schmieden und Mittelalter sind für mich Beruf, Hobby und Missionsfeld. Bei mir in der Werkstatt finden regelmässig Schmiedekurse statt, die Agogik- und Kursleiter-Ausbildungen waren nicht umsonst. Diverse Aufträge zum Schmieden, Schweissen, Metallbau usw. füllen meinen Alltag. Ich bin heute sehr glücklich mit dem, was ich machen darf. In meinem Firmen-Logo kommt zusammen, was mir wichtig ist: Der Hammer, das wichtigste Werkzeug des Schmieds, für das Handwerk. Das Kreuz, das für Jesus in meinem Leben steht. Und das brennende Herz für die Leidenschaft und Liebe zum Handwerk und zu Gott und den Menschen, die er mir über den Weg führt.

Heute fühle ich mich mit meinem Beruf in meiner Berufung angekommen, und bin trotzdem immer noch unterwegs. Mein aktueller Werkstattstandort ist suboptimal, ein Umzug steht an. Das bringt viel Veränderung und Risiko mit sich, aber auch neue Möglichkeiten. Ohne Gottes Führung kann ich mir das nicht vorstellen. Ich bin gespannt darauf, was wir noch alles zusammen erleben werden, beim Bau seines Reiches.

Mit frohem Gruss, Bruno Staub

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